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Trainer-Scouting: Welche Trainer bringen ihre Aussenverteidiger am häufigsten in den Torabschluss?


Aussenverteidiger - Die Eierlegende Wollmilchsau

Lange ist die Zeit vorbei, als die Aussenverteidiger nur nach hinten dachten, nur verteidigten und zerstörten. Im modernen Fussball haben die Aussenverteidiger auch im Offensiv-Spiel eine wichtige Rolle. Die Mannschaften sind unterdessen so gut organisiert, dass die Linien situativ durch zusätzliche Spieler aufgestockt werden müssen.

Dies hat die Ansprüche an den Aussenverteidigers massiv verändert. Die Anforderungen an Technik, Dribbling, langen Sprints und guten Pässen, ja sogar Vorlagen und Torabschlüssen haben stark zugenommen. Kein Wunder werden immer mehr Mittelfeldspieler zu Aussenverteidigern "umfunktioniert".

Der Aussenverteidiger ist so eine Art all-in-one Position.

Zuerst solider Verteidiger, wenn es hinten von Nöten ist, unterstützt er später als Mittelfeldspieler den Spielaufbau. Und wenn der Ball dann im letzten Drittel ankommt, hat er sich auf intelligente Art bereits ein paar Meter nach vorne gestohlen. Dies garantiert ihm eine kurze Distanz zur Offensive und erlaubt ihm als zusätzlicher Angreifer Überzahl zu schaffen und den Unterschied in der Offensive auszumachen.


Der Aussenverteidiger ist wie der Bauer im Schach. Er kann decken, die Kette schützen, nach vorne verteidigen, sich nach vorne stehlen und sich dann im Angriff in die mächtige Dame verwandeln.

Ob der Aussenverteidiger es schafft, sich in den Angriff einzuschalten, hängt weniger vom Spieler selber ab, als vielmehr von der Spielphilosophie und der Spielstruktur des Trainers. Vielfach schaffen es Trainer heutzutage, die Aussenverteidiger mit ins Offensivspiel zu involvieren.


Expected Assists (xA)

Schauen wir uns als Beleg als erstes in den Daten der vergangenen Saison die Fähigkeit der Torvorlagen an. Dabei nehmen wir nicht die Anzahl Assist, sondern den aussagekräftigeren Expected Assists (xA) Wert. Wir nehmen die Summe der durch die Aussenverteidiger generierten Expected Assists (xA) pro 90Min.


Bei der Leistungsbeurteilung der Spieler/Trainer muss zwischen Dreier- und Viererkette in der Verteidigung unterschieden werden. Bei einem Spielsystem mit Dreierverteidigung wird der Aussenverteidiger durch die drei Verteidiger geschützt und muss weit weniger Defensivaufgaben übernehmen. Gleichzeitig steht er im Spielaufbau schon weiter vorne und hat es einfacher sich ins Offensivspiel einzuschalten. Dadurch wird er höhere Werte erreichen als in einer Vierer-Abwehr.

Topteams Expected Assists (xA) durch Flügelverteidiger in Teams mit drei Innenverteidiger



Bei den Teams mit Dreier-Verteidigungen war

A. Hütter mit Eintracht Frankfurt einsame Spitze in Europa. Es gelangen ihm mit den Flügelverteidigern ganze 1.2 Expected Assists pro Spiel. Dies bedeutet sozusagen einen Top-Stürmer mehr auf dem Feld zu haben. Bei den hohen Werten spielen natürlich

F. Kostic und S. Zuber mit ihren Qualitäten eine wichtige Rolle.

Gefolgt wird er von F. Haise (Lens), A. Conte (Inter), P. Fonseca (Rom) und T. Tuchel (Chelsea) Die auch sehr gute 0.7 Expected Assist pro Spiel erreichen.


Von den Mittelfeldteams liegen P. Matarazzo (Stuttgart), I. Juric (Turin) und E. Di Francesco (Hellas Verona) noch über gute 0.5 xA pro Spiel.


Jedes Team sollte seine Werte mit der Konkurrenz vergleichen, Spieler Topwerte erreichen neben den genannten Frankfurter Hakimi, Luis Henrique, Dimarco und Sosa.

(nur Spieler mit >600 Spielminuten berücksichtigt)




Topteams Expected Assists (xA) durch Flügelverteidiger mit Vierer-Verteidigung

Team xA p90 4V (Data:Wyscout)


In einem System mit Viererkette ist es für den Aussenverteidiger schwerer, sich kontinuierlich in den Angriff einzuschalten.

Noch mehr als die Fähigkeiten der Spieler, spielen da die taktischen Fähigkeiten des Trainers ein grosse Rolle. Wie gut schafft er es, mit seiner Spielphilosophie, die Aussenverteidiger offensiv zu beteiligen. Dies erachten wir als ein wichtiges Kriterium für einen Trainer und somit auch für das Trainerscouting.


Bei den Vierer-Verteidigungen ist D. Moyes mit West Ham einsame Spitze. Es gelingt ihm mit den Aussenverteidigern 0.74 Expected Assists pro Spiel. Gefolgt wird er von N. Kovac (Monaco), G. Seoane (Young Boys), Z. Zidane (Real Madrid), L. Olaza (Valladolid) und A. Geiger (Servette).


Spieler Topwerte erreichen Cressell, Aguilar, Vazquez und Garcia.







Vorlagen sind gut - aber Tore sind besser

Nun gut. Sich nach vorne Einschalten und Torvorlagen geben ist schon gut. Sich am Flügel durchsetzen und rein mit den Ball. Aber selber in den Abschluss kommen und Tore erzielen ist noch viel besser. Schauen wir uns darum in den Daten an, welche Trainer mit ihren Teams die Aussenverteidiger am häufigsten in den Torabschluss bringen.


Herausforderung breite Flügel

Im standardisierten Industriefussball nehmen oft die Flügel den Aussenverteidigern den Raum weg. Da die Flügel oft ein paar Meter Sicherheitsabstand für Ballannahme und Beschleunigung einkalkulieren, sind viele Teams sozusagen zu "fett". Dies erschwert die Schaffung von Überzahl und gibt dem Gegner mehr Zeit um sich zu organisieren bzw. sich abzusichern.


Wenn man zu breit ist, muss man sich immer wieder durch den ganzen gegnerischen Block "fressen".

Noch und noch sieht man Aussenverteidiger und Flügel auf der Linie. Dies verschenkt einen Spieler. Nur wenige Trainer sind in der Lage, die Positionen im Angriff mit den Aussenverteidigern zu überladen und sie selber in den Abschluss zu bringen. Aussenverteidiger mit Torchancen ist ein Prädikat für die Spielphilosophie des Trainers. Eines unserer taktischen Konzepte nennen wir "Angriffsblock". Wir überladen bewusst eine Seite um uns dann durchzuspielen oder schnell auf eingerückte Spieler zu verlagern.



Summe Expected Goals (xG) Aussenverteidiger per 90Min (3er Verteidigung)


Summe xG AV 3erV p90 Min (Wyscout)

Bei den Dreier-Verteidigungen sind P. Matarazzo mit Stuttgart und Gasperini mit Atalanta einsame Spitze. Es gelingt ihnen mit den Aussenverteidigern fantastische 0.81 bzw 0.62 Expected Goals (xG) pro Spiel. Das ist mehr mehr als die allermeisten Stürmer

Gasperini ist ein grossartiger Entwickler. Er *gasperinisiert" massenhaft vordergründlich durchschnittliche Spieler und macht sie mit seiner Spielstruktur zu Europas TOP-Spielern.


Wir sehen in der Rangliste der Top Teams schon sehr sehr grosse Unterschiede. Die allermeisten Team erreichen bei xG einen sehr schwachen Wert <0.1 xG. Im Umkehrschluss ein grosses ungenutztes Potential durch die Trainer.

Danach folgen A. Conte (Inter), A. Hütter (Frankfurt) und J. Nagelsmann (RB Leipzig). Überraschend dass G. Potter mit Brighton HA den gleichen Wert wie T. Tuchel mit Chelsea erreicht.


Ich erinnere mich bildhaft noch an ein Tor von RB Leipzig, bei dem der Aussen- verteidiger nach einem Flankenpass des anderen Aussenverteidigers ein Tor erzielt hat.








Summe Expected Goals (xG) Aussenverteidiger per 90Min (4er Verteidigung)


Summe xG AV 4erV p90 Min (Wyscout)

Bei den Vierer-Verteidigungen war M. Rose mit Gladbach der Beste. Es gelang ihm mit den Aussenverteidigern 0.43 Expected Goals pro Spiel. Also fast in jedem zweiten Spiel ein Expected Goal.


Gefolgt werden sie von S. Parker (Fulham), O. Dall'Oglio (Montpellier), S. Höeness (Hoffenheim) und E. Maresca (Parma). Die Werte sind generell so tief, dass sie genauerer Betrachtung bedürfen. Die allermeisten Teams sind weit weg von einem systemischen Spielansatz.





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Grosses ungenutztes Potential - Kriterium für Trainerwahl

Die Aussenverteidiger spielen im modernen Fussball eine sehr grosse Rolle. Geschickt eingesetzt schaffen sie im Angriff eine Überzahl. Mit der dann Torchancen herausgespielt werden können. Die Herausforderung liegt darin die Flügelspieler nicht zu breit zu haben, damit den Aussenverteidigern nicht der Raum entzogen wird. Zudem spielen Timing und Gegnerfixierung eine wichtige Rolle, damit der Aussenverteidigern schnell und direkt angespielt werden kann.


Die oben genannten Trainer haben alle für sich Lösungen gefunden und heben sich deutlich von der Konkurrenz ab. Der durch die Aussenverteidiger generierte xA und xG Wert ist für uns ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Trainers.


Selbstverständlich ist die offensive Beteiligung der Aussenverteidiger nicht die einzige Möglichkeit, um Überzahl zu schaffen. Trotzdem ist es aus unserer Sicht eine wirklich gute Strategie. Insbesondere weil grosse Unterschiege bestehen und viele Trainer noch ein grosses ungenutztes Potential haben. In der Summe bringt das einen Top-Stürmer mehr auf dem Platz.


Die veränderten Anforderungen an den Aussenverteidiger verändern auch die Anforderungen an seine Haltung.


Er muss mutig sein und wenig Sicherheitsabstand lassen, damit er die Aktion schnell und möglichst nah am gegnerischen Tor ausspielen kann.


Technisch schwäche Spieler sind somit heute auf dem falschen Posten.


footballytics Datascouting Plattfom

In unserer Scouting Plattform ist es möglich, die durch die Aussenverteidiger generierten xA/xG Werte mit ein paar Klicks auszuwerten und sich mit anderen Trainer und Teams zu vergleichen. Wir sind überzeugt, dass dieser Wert in jede Spielauswertung und taktische Analyse gehört.


Ganz moderne Teams spielen ein 5-5-5 Spielsystem. Dabei sind situativ in jeder Linie nur die geeignetsten Positionen besetzt.


Die Aussenverteidiger können in der Summe das neue Stürmer Kollektiv sein!

 

Blog von www.footballytics.ch Über Data Analytics Themen im Fussball - improve the game - change the ǝɯɐƃ

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