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Verstehen mit Daten: Super League Vorrunde 21-22

Die Super League 2021-22 Rückrunde startet in einer Woche. Mit Vorfreude schauen wir mit Hilfe der Daten zurück auf die Vorrunde. Wir werden die Spielstrukturen der Teams einordnen, die Offensiven Spieler und Teams positionieren und auch ein Stück das Erfolgsgeheimnis des FC Zürich entschlüsseln.



"Everything is a number." Valeriy Lobanovskyi


Tabelle vs Expected Points (xP)

Mit dem Vergleich zwischen den effektiv erzielten Punkten aus der Tabelle und den Expected Points xP können wir sehen, wie die Chancenauswertung der Teams in Bezug auf die erspielten Chancen war. Die Expected Points(xP) messen die Anzahl der Punkte, die eine Mannschaft auf der Grundlage der von ihr geschaffenen Torchancen (Expected Goals xG) aus einem Spiel hätte erzielen können.


Die Overperformer waren vor dem Tor effizient und haben mehr Punkte erzielt, als es die Qualität ihrer Chancen hergegeben hätte. Die Underperformer haben unter dem Strich weniger Punkte geholt und liessen gute Chancen ungenutzt.

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Super League Points vs Expected Points, Data:Wyscout
Super League Points vs Expected Points, Data:Wyscout

Overperformer Underperformer Zürich +10.8 Punkte Luzern -8.3 Punkte Lugano +6.3 St. Gallen -7.8 Basel +5.2 Servette -5.2 Sion +1.6 Young Boys -4.7

Lausanne -4.6 Grasshopper -0.9

"Solange wir weiterhin sehr effizient im Abschluss sind, genügen uns weniger Chancen als unsere Gegner haben, um Spiele zu gewinnen." Zürich, Lugano & Basel

Das International Centre for Sports Studies (CIES) hat im Dezember die Expected Point in Europas Ligen ausgewertet. Bei den Overperformern liegt Zürich im Vergleich zu den Top-5 Ligen nach Sevilla (+15.6), Milan (+11.4) und Real Madrid (+11.4) auf Platz vier. Der FCZ war in der Vorrunde ein regelrechtes Effizienzmonster.




"Solange wir regelmässig Chancen herausspielen, machen wir uns keine Sorgen. Irgendwann werden die Bälle rein gehen." Luzern, St. Gallen, Servette, Young Boys & Lausanne

Da die Chancenauswertung über längere Dauer oft volatil ist, können sich die Underperformer berechtige Hoffnungen aus eine bessere Rückrunde machen. Aber nur falls sie die herausgespielten Chancen auch besser nutzen. Luzern hätte anhand der erspielten Chancen rund 8 Punkte mehr verdient. und liegt gemäss CIES nach Levante (-14.3), Saint-Étienne (-9.7) und Greuther Fürth (-9.7) auf dem viertletzten Platz innerhalb der Top-5 Ligen.



Spielstruktur Analyse – Pressing und Direktheit

Als nächstes wollen wir die Spiel-DNA der Teams erkunden. Die Spielstruktur hat vielseitige Facetten und ist die Identität eines jeden Teams. Zwei der Ausprägungen der Spielstruktur sind das Pressing und die Direktheit zum Tor. Wir verwenden dafür folgende Werte:


Passes per Defensiv Actions (PPDA)

Dieser Wert der steht für die Intensität des Pressings/Gegenpressings auf Mannschaftsebene. Es werden die Anzahl Pässe gezählt, die eine Mannschaft zulässt, bis es zu einer Defensivaktion (Abgefangener Ball, Zweikampf, Foul) kommt. Eine niedriger PPDA Wert deutet auf ein höheres und intensiveres Pressing (Offensivpressing) bei der Rückeroberung des Balls hin. Während ein hoher Wert auf eine Mannschaft hindeutet, die sich tendenziell zurückfallen lässt und den Gegner näher am eigenen Tor mit Mittelfeld- oder Defensivpressing stört. In der unteren Grafik sind die Werte der aktuellen Saison dargestellt.

Directness (Passes per Shots) Die Zielstrebigkeit und Direktheit zum Tor haben mit den Anzahl Pässen pro Schuss gewertet. Je weniger Pässe ein Team pro Schuss benötigt, desto direkter ist das Team im Spiel auf das Tor.


Balance between pressing & directness, data:Wyscout
Balance between pressing & directness, data:Wyscout

Mit Hilfe dieses Graphs kann man die Spielstruktur der Teams gut einordnen. Ist die Spielphilosophie auf Abwarten oder hohes Pressing ausgerichtet? Wird bei Ballbesitz der Abschluss schnell und direkt gesucht oder mittels konstruierten Positionsangriffen? Als Goodie haben wir auch die Challenge League Teams integriert. In Bezug auf das Pressing heben sich die Young Boys mit einem PPDA von 7.29 von den anderen Teams ab. In Europa haben nur Barcelona (6.79) und Köln (7.56) ein noch aggressives Pressing. Danach folgen in der Super League Basel und St. Gallen.

Auch bei der Direktheit weisen die Young Boys den besten Wert auf. Zürich und St. Gallen sind aber auch gut dabei und fackeln in ihrem Spiel nach vorne nicht lange.



Die Spielstruktur bestimmt die Robustheit eines Teams. Die Konstanz ist weniger von der Tagesform der Spieler, als von der Spielstruktur des Teams abhängig.


Klassifizierung der Offensivspieler

Schauen wir uns auf Spielerebene zuerst den effektiven offensiven Output an. Diesen messen wir mit der Summe aus "non penalty Expected Goals" (npxG) pro 90Min und Expected Assist (xA) per 90 Min. Diese Summe bezeichnen wir als Expected Offensive Value (xOV). Sie zeigt, wie stark der Spieler an den Torchancen direkt beteiligt ist. Es ist die wichtigste Messgrösse für jeden offensiven Spieler. Selbstverständlich ziehen wir die Penalty xG ab, da sie das Resultat verfälschen.

Die untere Grafik visualisiert die besten Super League Spieler der Vorrunde anhand der Achsen npxG per 90 und xA per 90.


Super League 21-22 offensive value, data:Wyscout
Super League 21-22 offensive value, data:Wyscout


Es gib die "Vollstrecker", die Knipser, die vor allem starke Expected Goals (xG) Werte aufweisen, sich aber weniger kreativ beteiligen. Sie erhalten als Zielspieler die guten Pässe und Vorlagen und verwerten diese eiskalt. Die Knipser halt.


Dann gibt es die sehr beliebten "Vorbereiter", die mit kreativen Aktionen und Pässen ihre Mitspieler regelmässig in gute Torabschluss-Positionen bringen. Der OSC Lille hat seine Hausaufgaben gemacht und mit Edon Zhegrova den besten Dribbler und Torchancen-Generator verpflichtet. Die Super League verliert eine Attraktion.


Und schliesslich gibt es die «Eierlegenden-Wollmilchsäue», die sowohl-als-auch Vorlagen und Tore generieren können und egal was der Gegner unternimmt immer ein Ass im Ärmel haben.

Und schlussendlich gibt es noch Cabral, der mit seinen Top Werten ausser Konkurrenz eingestuft wird. Er liegt mit seinem Offensivbeitrag xOV europaweit nur hinter Lewandowski, Haaland und Laborde.


Eine Einstufung über die Offensivspieler der Topligen inkl der Super League gibt er auf unserem Blog Die besten und variabelsten Offensivspielrer der Top5 Ligen.




Entwicklung der Offensivspieler gegenüber Vorsaison

Der Startpunkt der Linie ist die Position der Vorsaison. Das Vereins-Logo ist die aktuelle Position.

Spieler ohne Linie sind neu dazugekommen.

How Super League attackers have developed, data: Wyscout
How Super League attackers have developed, data: Wyscout

Developement pays the rent.



Effizienz im Angriff - Zürich eine Klasse für sich

Um die Effizienz im Angriff fassbarer zu machen, haben wir folgende Werte verwendet.


nonPenalty Shots per game: Wie viele Schüsse pro Spiel (ohne Penalty) geben die Teams ab Conversion Rate %: Aus wie viel Prozent der Schüsse resultiert ein Tor


Super League Attacking Efficiency
Super League Attacking Efficiency

Die Analyse im Chart zeigt unter anderem:

  • · dass die Young Boys mit Abstand am meisten zum Torabschluss kommen

  • · dass Zürich mit Abstand am meisten Schüsse verwertet

  • · dass Sion, Lausanne, Grasshopper und Lugano unterdurchschnittlich viele Schüsse abgeben

  • · dass Zürich, Basel und die Grasshopper effizienter im Abschluss sind und weniger Schüsse für ein Tor benötigen

Im Grundsatz spielen folgende drei Teams um die 2021-22 Meisterschaft: Das Team dass am meisten schiesst aber durchschnittlich viel verwertet Das Team dass durchschnittlich viel schiesst aber am meisten verwertet Das Team dass überdurchschnittlich viel schiesst und überdurchschnittlich viel verwertet


Team Entwicklung gegenüber Vorsaison

Schauen wir uns die Offensiv (Expected Goals) und Defensiv (Expected Goals against) Entwicklung der Team gegenüber der Vorsaison an.

Hoe Super League teams have developed, data:Wyscout
Hoe Super League teams have developed, data:Wyscout

Hier zeigt sich unter anderem, dass Basel von den Spitzenteams dem Gegner zu viele Chancen zulässt.


Der beste Prädikator für zukünftiges Verhalten ist vergangenes Verhalten.



FC Zürich - Erfolgsrezept

Ein Erfolgsrezept von Zürich ist wie gesehen die Effizienz. Gehen wir einen Schritt tiefer und schauen uns nun das Schussverhältnis pro Gegner an, das erstaunliches offenbart.

Im unteren Chart sind die Anzahl Schüsse und Anzahl Schüsse pro Spiel auf das Tor kumuliert pro FCZ Gegner kumuliert.


Die Werte sind aus den zwei Begegnungen pro 90 Minuten kalkuliert.

Nur gegen die Young Boys waren die Schüsse und Schüsse auf das Tor negativ. Die Young Boys haben pro Spiel gegen Zürich ganze 11 Schüsse mehr als die Zürcher auf das Tor abgegeben! Aber aus beiden Begegnungen "nur" drei Punkte geholt hat.

Gegen Basel hat Zürich pro Spiel 5 Schüsse mehr auf das Tor abgegeben, aber Basel hat pro Spiel einen Schuss mehr auf das Tor gebracht.

Das Muster vs St. Gallen, Lugano und Servette ist erstaunlich. Während Zürich pro Spiel wesentlich mehr Schüsse kassiert (5.5, 3.5, 3), gelingt es Zürich im Gegenzug aus den weniger Torabschlüssen signifikant mehr davon auf das Tor zu bringen. Die spricht für ein starkes Risiko-Management bei der Schuss Abgabe. Es wird nicht aus jeder Position geschossen, sondern geduldig eine noch bessere Situation abgewartet. Hier ist Zürich Spitzenklasse..


Wir schiessen nicht wenn wir können. Sondern wenn wir wollen. Shoot smarter - not harder. (FC Zürich, Breitenreiter)

In den Zwei Derby Begegnungen sieht das Muster nochmals anders aus. Hier war Zürich für einmal das Team, dass pro Spiel mehr geschossen hat, aber deutlich weniger Schüsse aufs Tor gebracht hat. Haben die Emotionen mitgespielt? Im Derby gelten wohl eigene Gesetze...



Wie kassieren die Top-4 Teams ihre Gegentore?

How Super League top4 conceded goals
How Super League top4 conceded goals




Die Beherrscher der Strafräume

Zuletzt schauen wir auf die offensive und defensive Strafraum-Beherrschung.

Dies ist eine wichtige Dimension, da fast alle Tor von innerhalb des Strafraums erzielt werden.

Dabei haben wir analysiert, wie oft die Teams den Ball im Strafraum berühren Touches in Box per 90 und wie viele male sie es dem Gegner zulassen Touches in Box Allowed per 90.


Die Data Visualisierung sollte selbstsprechend sein. Wir überlassen euch die Interpretation


Super League Box Domination
Super League Box Domination




Wer wird Meister 2021-22?

Es wird für Zürich schwer werden, in der Rückrunde nochmals eine solche Overperformance im Abschluss zu erreichen. Um Meister zu werden muss Zürich einen guten Start hinlegen, dominanter werden und auch mehr Chancen herausspielen, damit sie nicht nochmals so effizient sein müssen.

Die Young Boys führen in allen Statistiken, ausser in der Effizienz vor dem Tor. Nun können sie sich nur auf die Super League fokussieren. Sie werden Meister, wenn sie die gleiche Spieldominanz an den Tag legen und im Abschluss das Tor in den Direktbegegnungen etwas öfter treffen.

Basel lebt im Moment mehr von der Qualität der Einzelspieler als vom Kollektiv. Sie sind in vielen Dimension gut, aber nicht herausragend. Basel wird Meister, wenn sie in der Defensive weniger Chancen zulassen, die Spielkontrolle erhöhen und einige Direktbegegnungen vs Zürich und die Young Boys für sich entscheiden.



Wir freuen uns auf die Super League Rückrunde und schliessen als Ode an das aktive und offensive Spiel mit zwei unserer Lieblingszitate ab.



"Was dich befruchtet, ist das Spiel und nicht das Resultat. Das sind bloss ein paar Zahlen." Juanma Lillo

"Wir wollen gewinnen, aber nur die Mittelmässigen streben nicht nach Schönheit." Jorge Valdano


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